Ansichten und Einsichten von Mensch und Hund (7)
Wir: Hauptsache der Hund wird glücklich…
Als wir uns vor gut zwei Jahren überlegt haben, Haus und Garten zu verkaufen und in eine stadtnahe Etagenwohnung zu ziehen, galten unsere wesentlichen Bedenken der Frage:
Wie wird es Sammy damit gehen?
Die neue Wohnung war noch im Bau und das Haus nebst Grundstück noch lange nicht verkauft, aber wir hatten schon sehr genaue Vorstellungen und Pläne, die wir dann natürlich möglichst hundekonform umsetzen wollten. Bevor wir den Kaufvertrag unterschrieben, versuchten wir deshalb möglichst alle Sam betreffenden Fragen und Unklarheiten abzuklären, wie z.B.:
Hat Sam in der Wohnung genug Bewegungsfreiheit?
Wie gefährlich ist das Treppenhaus?
Ist die Balkonbrüstung sicher?
Hat er genug Aussicht auf die Umgebung?
Wie ist das Umfeld? Können wir ihm dort anspruchsvolle und abwechslungsreiche Gassi Runden anbieten?
Das Ergebnis unserer Fragen sah positiv aus, und so unterschrieben wir den Vertrag und kauften die Wohnung. Für Sammy begann damit sogleich die sogenannte „Eingewöhnungsphase“. Was für Kitakinder gut ist, sollte unserem Sammy schließlich nicht vorenthalten werden. Wir nahmen ihn also fortan regelmäßig mit, wenn wir auf der Baustelle etwas zu entscheiden hatten. Und wir hatten sehr viel zu entscheiden.
Mit der Zeit kannte Sam alle Handwerker, besonders natürlich diejenigen, die zu Hause auch einen Hund hatten und dessen Duft an der Hose trugen. Die fand er natürlich besonders reizvoll. Aber auch sonst hatten diese Ausflüge immer etwas Abenteuerliches. Überall lag etwas herum, was der aufgeweckte und interessierte Hund genauer untersuchen wollte. Mal war es die Bohrmaschine, mal ein Cuttermesser, dann wieder ein Stromkabel, ein offener Farbeimer, ein Stück Styropor oder, „wie läuft es sich auf frisch gegossenem Estrich“? Da ihm das Treppenhaus ausgesprochen suspekt erschien, drückte er sich einmal so eng an der Wand entlang, dass er einem schon eingezogenen Mitbewohner quasi mit der Tür in die Wohnung fiel. Schrecksekunde auf beiden Seiten!
Wir waren alle ziemlich gefordert während dieser sogenannten „Gewöhnungsphase“. Doch damit nicht genug. Zu Hause setzte nämlich zeitgleich eine gewisse „Entwöhnungsphase“ ein. Wir räumten und packten, verschoben und verkauften unser Inventar, und der arme Sammy fand sich zwischen Unmengen von alten Teppichen, ausgeräumten Schrankskeletten, prallen Müllsäcken und vollgepackten Umzugskisten kaum noch zurecht.
Ganz klar, dass man als treusorgende Hundeeltern umgehend ein schlechtes Gewissen hat. Was der arme Hund auch alles durchmachen muss? Seine Routine und sein sicheres Umfeld haben wir ihm genommen? Nicht auszudenken, wenn er bleibende Schäden davonträgt. Vielleicht hat er sogar schon abgenommen? Ist er nicht irgendwie verändert, unruhig und nervös. Er schaut auch so traurig, ist viel anhänglicher, und verliert er nicht auch deutlich mehr Haare als sonst? Eine gewisse Fürsorgepanik machte sich breit.
Wen wunderts es, dass man in solchen Zeiten der hundeelterlichen Verunsicherung die sonst so konsequente Erziehung etwas schleifen lässt. Und so bekam der arme Hund schon mal das eine oder andere Leckerchen zwischendurch und bei den Mahlzeiten ein Stückchen Wurst oder Käse vom Tisch. Eigentlich unentschuldbar und zu normalen Zeiten ein absolutes „no-go“. Aber was soll ich sagen? Außergewöhnliche Umstände erfordern eben außergewöhnliche Maßnahmen. Nur dumm, wenn unser Schlauhund sich das merkt und nun nach erfolgtem Umzug weiterhin auf seine Subventionen besteht.
Subventionsabbau, das weiß inzwischen jeder, ist eine sehr schwierige Sache und bis heute, ein gutes halbes Jahr nach Einzug ins neue Heim, arbeiten wir noch immer daran. Die Verhandlungen sind zäh.
Sonst aber hat sich eigentlich alles zum Guten entwickelt. Sammy genießt die bodentiefen Fenster, die ihm quasi die ganze Umgebung zu Pfoten legen. Er hat seine behaglichen Lieblingsplätze, freut sich an der Fußbodenheizung, die ihm den Bauch wärmt und sonnt sich in der Gewissheit, dass er der Schönste (Hund) in der ganzen Anlage ist. Selbstverständlich wohnen hier auch noch einige andere Artgenossen, denen er aber in der Regel mit herablassender Arroganz begegnet.
Den nahen Park hat er zu seinem Revier erklärt, jeden Baum markiert und in seine persönliche Hundekartei aufgenommen. Allein mit den zahllosen Maulwurfshügeln hat er noch Erfassungsprobleme, doch auch da ist er unermüdlich dran. Ein Pfotenranger gibt schließlich nicht so schnell auf.
Fazit:
Für Sammy hat sich der Umzug gelohnt, und so ganz nebenbei sind auch wir ziemlich glücklich in der neuen Umgebung.
Sam: Im neuen Revier
Hallo meine lieben Fellfreunde, Pfoten-Follower und Schnüffel-Fans!
Hier bin ich wieder, Euer Sam, mit den neuesten Shiba Nachrichten. Sicher habt Ihr mich schon vermisst oder gar aufgegeben, aber keine Sorge, ich hatte nur mal eine Auszeit nötig und musste eine gewisse Schreibblockade überwinden.
Ja, ich gebe zu, es war eine sehr lange Pause. Und es ist wirklich eine Menge passiert in der Zwischenzeit. Es hat mich echt viel Anstrengung und Energie gekostet, dass ich bei all dem keinen Hunde-Burn-out bekam.
So habe ich, wie einem das in solchen Fällen geraten wird, erst einmal Achtsamkeit geübt, für mein Seelenleben gesorgt, mein Fell gepflegt, die Pfoten geleckt, Nervennahrung eingefordert, viel geruht und aufmerksam beobachtet, was um mich herum geschah. Da war richtig was los, und das war nicht von schlechten Pfoten.
Vor gut einem halben Jahr sind wir, also Herrchen, Frauchen und ich nämlich umgezogen in eine neue Hütte, was auch bedeutet, dass ich jetzt ein neues Revier habe. Mittlerweile läuft hier auch alles halbwegs so, wie ich mir das wünsche. An der einen oder anderen Sache müssen wir noch ein bisschen feilen, aber Herrchen und Frauchen sind ja auch nicht mehr die Jüngsten und insofern manchmal etwas schwer von Begriff. Da muss man Geduld haben und alles, was man erreichen will, kleinschrittig aufbauen.
Dass ich meinen Amtssitz wohl verlegen müsste, hat sich schon lange angekündigt, natürlich ohne dass man mich darüber informiert hätte. Da sage ich nur: mangelnde Kommunikation! Es begann damit, dass ich unzählige Male mit auf eine Baustelle geschleppt wurde. Tolle Spielsachen gab es da. Styroporklötze, Holzscheite, Kabelstrippen, Farbeimer, Papierfetzen und vieles mehr. Blöd war nur, ich durfte davon so gut wie nichts anschnüffeln, geschweige denn damit rumspielen. Wozu dann der ganze Aufwand????
Zu Hause wurde es zeitgleich immer ungemütlicher. Die Alten haben andauernd Dinge von hier nach da verschoben oder gleich ganz verschwinden lassen. Mein Körbchen stand auch ständig woanders, und es gab Tage, da glich die Suche nach meiner Futterstation einer Rally durchs ganze Haus. Das war echt ungemütlich und hat mich ganz schön Nerven gekostet. Was aber noch viel schlimmer war, es kamen ständig fremde Leute in mein Revier. Ohne mich zu fragen, liefen die einfach überall herum, tapsten alles an und verteilten ihren unsympathischen Duft im ganzen Haus. Einer ist sogar auf mein Körbchen getreten und hat sich nicht einmal entschuldigt. Rüpel!! Dass man dem Hund des Hauses ein Gastgeschenk mitbringt, davon hatte auch keiner je etwas gehört. Kein Anstand, von Respekt wollen wir gar
nicht erst reden.
Wochenlang haben Herrchen und Frauchen Kisten, Kästen und Möbel von hier nach da gefahren. Ich wurde immer irgendwo mitreingeklemmt, und dann wusste ich überhaupt nicht mehr, wo denn mein Zuhause ist. Mal haben wir alle im fast leeren Haus geschlafen, dann wieder auf der teilmöblierten Baustelle Es war verrückt, und ich bin sicher, dass ich dadurch einige graue Stellen im Fell bekommen habe.
Eines Tages dann, an einem schönen Sommertag, kam ein großer LKW, der ratzfatz alles verladen hat, was noch im Haus war. Ich habe mich gleich mal auf die Rampe gesetzt, damit ich bloß nicht vergessen werde.
In der neuen Hütte stand alles kreuz und quer, aber bereits nach ein paar Tagen wurde es fast schon gemütlich. Alles ist auf einer Etage, und was das Schärfste ist, der Boden ist kuschelig warm. Das lieb ich ja!! Auch mein Körbchen und die Futterstation haben jetzt wieder einen festen Platz, und weil überall bodentiefe Fenster sind, hab ich eine super Aussicht. Also mir gefällts!
Gleich nebenan ist „mein Park“. Ich habe dort sofort alle strategisch wichtigen Bäume markiert. So etwas ist wichtig, damit gar nicht erst Missverständnisse aufkommen. An den unzähligen Maulwurfshügeln muss ich allerdings noch arbeiten, da wird einem nichts geschenkt. Trotzdem sind die Gassi-Runden hier echt schön. Man trifft andere Kumpels, viele Omas und Opas, die mich natürlich alle so süß finden und einen Haufen Enten, die aber eher blöd rumwatscheln und sich nie entscheiden können, ob sie nun baden wollen oder lieber nicht. Federvieh eben…
Hier im Haus bzw. in der ganzen Anlage gibt es noch mindestens vier bis fünf Artgenossen. Was soll ich sagen? Von unauffällig bis blöd ist alles dabei, also nichts, was mir ernsthaft Konkurrenz machen würde.
Ich habe ihnen Spitznamen gegeben. So wohnt unten Dackeldame „Bell Jamin“, manchmal nenn ich sie auch „Jaul Ja“ besonders dann, wenn ihr Frauchen sie mal wieder allein in der Wohnung gelassen hat. Gleich nebendran wohnt „Krawall Di“, der immer Lärm macht, sobald man auch nur an der Wohnungstür vorbei geht. Weiter hinten in der Anlage haust „Pippi Lotta“. Die ist mir noch am liebsten, auch wenn sie ständig pinkelt.
In unmittelbarer Sichtweite von meinem Beobachtungsposten im Wohnzimmer ist das imposante Rathaus von Celle. Als ich mit Frauchen dort unlängst flanierte, hab ich mich dekorativ davor platziert, und sie hat ein Foto von mir gemacht. Wir haben es dann dem OB geschickt, und ich habe ihm generös meine Dienste als Kollege und Hunde-Bürgermeister angeboten. Man hat es allerdings bis heute nicht für nötig gehalten darauf zu antworten.
Gut, damit kann ich leben, aber die sollen sich bloß nicht einbilden, dass ich denen nochmal meine wertvolle Unterstützung anbiete.
Natürlich könnte ich noch viel mehr berichten, doch für heute soll es genug sein.
Ich muss schließlich an meine „Schnüffel–Schlaf–Balance“ denken!
Also auf bald
Euer Sam