Nur eine Kommode
Sobald das letzte Engelchen verpackt, die Lichterketten, Zapfen und Tannengirlanden verstaut sind, regt sich in mir regelmäßig zu Beginn eines neuen Jahres ein gewisser „Frühjahrsputztrieb“.
Die Phase hält unterschiedlich lange an, und man muss sich ranhalten , um möglichst viel zu schaffen, ehe der Trieb bzw. die Motivation nachlässt. Auch in diesem Jahr ist das nicht anders. Die Kisten mit der Weihnachtsdeko sind wieder an ihrem Platz, und bevor der Garten nach mir ruft, kümmere ich mich um das Interieur des Hauses. Normalerweise nehme ich mir ein Zimmer nach dem anderen vor, pflege Böden, wasche Gardinen, putze Fenster, mache in Schubladen und Schränken Inventur und lasse allen Möbeln eine individuelle Wellnessbehandlung zukommen. In diesem Jahr beginne ich hochmotiviert in der Diele und stoße dort allerdings schon recht bald auf ein Problem.
Die alte Kommode, Aufbewahrungsort für Schals, Tücher, Loops, Handschuhe, Knirpse, faltbare Einkaufsbeutel, Teelichter, Kerzen, Lippenstifte und Tempotaschentücher, sie platzt aus allen Nähten. Doch damit nicht genug, irgendwie ist dieses Möbel absolut abgenutzt. Das Furnier ist runter, und alle möbelkosmetischen Maßnahmen, sei es mit Politur oder Holzfarbe sind zwecklos. Das Teil ist einfach nicht mehr schön. Der Lack ist ab! Was also tun? Nun, eine neue etwas größere Kommode wäre u. U. eine Investition , die man am Beginn eines Jahres ins Auge fassen könnte. Da sollte es wohl kein Problem geben, etwas Passendes zu finden. Wir begeben uns also auf die Suche und werden auch schon recht bald fündig. Ein stilvolles Möbel in kirschholzfarbigem Holz hat es uns angetan. Nur zu dumm, dass das erwählte Teil farblich so gar nicht zu dem dunkelbraunen Dielenschrank passt, der genau vis a vis seinen Platz hat. Näher besehen ist dieser Schrank allerdings auch schon mächtig in die Jahre gekommen, ächzt, klemmt und hat divere Gebrauchsspuren. Da ist es ja fast ein Zeichen, dass es passend zur ausgewählten Kommode von der gleichen Serie auch entsprechende Dielenschränke gibt. Das könnte uns gefallen, und den kirschbaumfarbigen Stuhl, der neben dem Schrank seinen Platz hat, den kann man natürlich auch haben. Es ist ja nur logisch, dass der alte nun weder von Farbe noch Form dort länger stehen kann.
Die Möbel haben eine gewisse Lieferzeit, aber vor unserem geistigen Auge sehen wir bereits alles vor uns. Irgendwie bekommt unsere Diele allein durch diese drei Stücke schon einen ganz anderen Charakter. Schön wird es aussehen, und so stimmig! Wäre da nicht der olle alte hellbeige Fliesenboden, der zugegeben nicht nur in der Diele, sondern im ganzen Treppenhaus liegt und nun eigentlich optisch den Gesamteindruck stört. Ein schöner Grünton in Vinyl, korrespondierend mit der Tapete und den Türen, das wäre genial!
Diese Idee allerdings stellt den Händler unseres Vertrauens auf eine harte Probe. Wer fragt schon nach einem petrolgrünen Bodenbelag? Er vergewissert sich mehrfach, ob nicht etwas anderes auch bzw. noch viel besser passen würde, aber wir sind uns sicher und bleiben bei unserer Entscheidung. Schließlich fügt er sich kopfschüttelnd und voller Zweifel dem doch lukrativen Auftrag.
Kaum ist der Boden verlegt, wird klar, dass die große Schmutzmatte im Windfang da nicht bleiben kann. Sie wird durch eine kleine echte Brücke ersetzt, was den Boden gleich noch viel besser zur Geltung kommen lässt. Wir lassen unseren Blick schweifen und sind mit dem Ergebnis zufrieden. Das Grün des Fußbodens harmoniert perfekt mit der Tapete und den Türen – und doch irgend etwas stört. Genau, es sind die Holzstufen der Treppe, die sich durch das ganze Treppenhaus vom Keller bis zum Dachgeschoss erstreckt. Diese Stufen passen weder zu den neuen Möbeln noch sehen sie überhaupt gut aus. Wären auch sie im gleichen Farbton wie Kommode und Schrank, gäbe das so eine wunderbare Einheit. Der fachkundige Tischler hält das für machbar, allerdings nur, indem er ganz neue Treppenstufen anbringt. Dass dabei auch die Handläufe ausgetauscht werden müssen, versteht sich ja von selbst.
Ob der gute alte Teppich schlussendlich liegenbleiben kann, das muss man sehen. Auf jeden Fall passt mein neuer grüner Mantel farblich perfekt an den Garderobenhaken im Windfang. Die braune Steppjacke lasse ich lieber im Schrank verschwinden – schlechtes Augenkarma. Ach ja, und was den Frühjahrsputz angeht, da mache ich jetzt lieber erst einmal eine Pause. Eigentlich wäre das Wohnzimmer dran, aber wer weiß, wohin das führt, auch wenn ich dort nur ein Sofakissen erneuern möchte.
Du Liebe, Elena ist sicher gelandet und ich finde endlich Zeit die beiden neusten Ausgaben zu lesen…wie immer mit einem fetten Grinsen und sehr amüsiert: Die Abläufe in eurem Haushalt kennend, kann ich mir MS Corona wunderbar vorstellen und der Beitrag „nur eine Kommode“ lässt mich vorm Frühjahrsputz endgültig zurückschrecken ;-). Allerdings durfte ich ja den Fußboden und alles Weitere schon bewundern und ich glaube, es wird auch bei uns in diesem Jahr noch ein neuer Fußbodenbelag in Flur und 2 Zimmern geben – ihr habt mir Mut gemacht!!!
Drücke euch in Gedanken, vielen Dank für diese netten, neuen Beiträge und ich freue mich auf unseren nächsten Kontakt (wie auch immer) Geli